Krefelder Frauenverein
Krefelder Frauenverein
Herzlich Willkommen
Die Gründung des Krefelder Frauenvereins im Jahre 1827 haben wir 5 couragierten Krefelder Frauen zu verdanken. Motiviert durch die gesellschaftlichen Veränderungen und die hieraus resultierenden Nöte, waren sie fest entschlossen aktive Hilfe zu leisten. Berücksichtigt man den gesellschaftlichen Kontext und die Stellung der Frau in dieser Epoche, war die Gründung des Vereins ein Akt von großer emanzipatorischer Kraft und tiefer humanistischer Grundhaltung. Wir fühlen uns den Gründerinnen bis zum heutigen Tag verpflichtet, denn ihre Solidarität mit den Bedürftigen und die Toleranz gegenüber Andersdenkenden sind noch immer die Basis unserer Arbeit.
Unsere aktuellen Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Kinder und Jugendfürsorge sowie in der Altenarbeit. In einer pluralistischen, leistungsorientierten Gesellschaft, möchte der Frauenverein dem Einzelnen ein Wir zu Seite stellen, eine Solidargemeinschaft, aus der er Kraft und Mut schöpft, für die Herausforderungen die der jeweilige Lebensabschnitt für ihn bereithält.
“ Eine starke Gemeinschaft erwächst aus der Unterschiedlichkeit ihrer Mitglieder „
Esta Wolff, Vorstandsvorsitzende
Der Vorstand
Frau Dr. Oruz / Vorstandsmitglied
Herr Ferlings / Schatzmeister
Frau Wolff / Vorstandsvorsitzende
Herr Dr. Hattstein / Justiziar
Frau Zecha / Vorstandsmitglied
Frau Honnen / Ehrenvorsitzende
Historie
Chronik von 1827 bis …
wurde auf Anregung von Frau Johanna Melsbach unter Mithilfe von Henriette Rigal-Heydweiler, Gertraud ter Meer, Charlotte v. Beckerath und Auguste de Greiff der Crefelder Frauenverein gegründet. Der Verein hatte die Aufgabe, für bedürftige Wöchnerinnen zu sorgen und arme Mädchen in Handarbeit zu unterrichten.
König Friedrich Wilhelm sprach seinen Beifall aus, und Prinzessin Marianne v. Preußen spendete die ersten 100 Taler.
1828
wurde die Strick- und Nähschule des Vereins eröffnet, die nach wenigen Jahren 250 Schülerinnen hatte.
Sie wird von 3 Lehrerinnen und den Frauen des Vereins betreut.
1850
am 9. September wurden unter Vorsitz des Landrates Leysner in der Katechisirstube des Wiedenhofes die neu entworfenen Statuten verlesen und nach längerer Beratung dem Protokoll beigefügt.
1868
konnte das Haus Elisabethstraße 90 gekauft werden, welches das Zentrum der sozialen Vereinsarbeit wurde. Wöchnerinnen erhielten Wäsche, Milch und Ernährung. Während der Wochenbettzeit sorgte eine Hauspflegefrau für den geregelten Weitergang des Haushalts.
In dem Jahr wurden 375 Wöchnerinnen betreut.
1873
wurde eine eigene Küche, Bleichpfad 27, eingerichtet.
1882
am 24. Mai wurden dem Verein durch Allerhöchste Ordre die Rechte der juristischen Person verliehen.
1900
wurden Wanderkörbe zusammengestellt und vergeben.
1904
beginnt die Ausgabe von sterilisierter Säuglingsmilch.
1908
wird von Frau Oppermann und Frau Lullu Hecker der Verein für Säuglingsfürsorge gegründet, der schon durch seine zweite Vorsitzende, Frau Kath. Pflüger, die gleichzeitig im Vorstand des Frauenvereins ist, eng mit dem Crefelder Frauenverein zusammenarbeitet. Im Haus Elisabethstraße 90 wird gemeinsam die erste Mütterberatungsstelle eingerichtet, betreut von Dr. Settgast, Dr. Hirschfelder und Frauen des Vereins.
1914
Im Juli wurde das Säuglingsheim, Petersstraße 71, eröffnet.
Eine Säuglingspflegerinnenschule wurde eingerichtet.
Leitender Arzt Dr. med. Hirschfelder.
1915
Eröffnung der Entbindungsabteilung.
1916
Beschluß zum Bau eines Säuglingsheims auf dem Tiergartengrundstück, das von dem Ehepaar Ernst und Emma Kniffler mit allen aufstehenden Gebäuden im Oktober in hochherziger Weise dem Verein gestiftet wurde.
1917
Erweiterung des Säuglingsheims durch das Haus Petersstraße 75.
1918
Zusammenschluß des alten Vereins mit dem neuen „Krefelder Frauenverein für Wöchnerinnen- und Säuglingsfürsorge“.
1923
Notjahr durch Inflation des Vereinsvermögens, das annähern 200 000 Mark betrug. Nur durch die große Hilfe des selbstlosen Kinderarztes und immer opferbereiten Menschen Herrn Dr. Hirschfelder und den eisernen Fleiß vieler Frauen, geführt von Frau Pflüger, war eine Überbrückung möglich.
1925
Einrichtung der Quarantänestation durch die Baldurloge.
1927
Beim 100-jährigen Bestehen des Vereins beherbergte das Heim 90 Säuglinge und 21 Wöchnerinnen.
1939
Auflösung des Vereins aus politischen Gründen. Das Vereinsvermögen geht auf die Stadt Krefeld über.
1943
Zerstörung des im Zuge der Auflösung des Vereins auf die Stadt übergegangenen Säuglingsheims, Petersstraße 71/75.
1949
7. Oktober Versammlung zur Wiedergründung des Vereins. 23. November Wiederverleihung der Rechtspersönlichkeit durch die Regierung in Düsseldorf.
1950
am 28. März wird das neue Vereinsstatut beschlossen.
1951
wird der erste Spatenstich zum Bau des neuen Säuglingsheims getan.
1952
125-Jahr-Feier des Krefelder Frauenvereins.
1953
am 20. April Eröffnung des Säuglingsheims
1955
Schwesternhaus im Altbau eröffnet. Im Saal Gründung des Arbeitskreises Krefelder Frauenverbände.
1961
Eröffnung des vereinseigenen „Altenclub Feierabendll, Sternstr. 61
1967
140-Jahr-Feier des Krefelder Frauenvereins.
1969
Übergang vom Säuglingsheim zum Kinderheim. Die ersten beiden Familiengruppen in eigens dazu hergerichteten Wohnungen im Westflügel des Hauses.
1971
der neue Name: Kinderheim Kastanienhof.
1977
150-Jahr-Feier des Krefelder Frauenvereins. Einweihung des Kinderferienhauses in Engeln in der Eifel.
1978
25 Jahre Kinderheim Kastanienhof
1979
„Jahr des Kindes vor Ort“. Großes Diskussionsforum im Kastanienhof mit Frau Minister Inge Donnepp, Frau Dr. Dorothee Wilms, Herrn Prof. H. Kupffer und Frau M. Gatzke.
1981
Eröffnung der Außenwohngruppe im Haus Kaiserstraße 171 (das Haus wurde dem Verein von Paula Hermes testamentarisch vermacht)
1986
25 Jahre „Altenclub Feierabend“
1987
160-Jahr-Feier des Krefelder Frauenvereins.
2003
50 jähriges Jubiläum des Kinderheim „Kastanienhof“
2004
Eröffnung der zweiten Außenwohngruppe auf der Uerdinger Str. 431
2008
Erweiterung des Leistungsangebotes um die Familiäre Bereitschaftspflege mit einer Familie
2011
50 jähriges Jubiläum des Altenclub „Feierabend“ auf der Sternstraße
2012
Erweiterung des Angebots mit dem Bereich des Systemischen Rückfühungsmanagement
2012
Erweiterung des Bereiches der Familiären Bereitschaftsbetreuung auf 25 Familien
WDR 5 vom 15.01.2015 – Westblick Stadtgeschichten
Westblick Stadtgeschichten
Krefeld, Dr. Hirschfelder und der Frauenverein
Krefeld hat eines der größten Zentren für Kinder- und Jugendmedizin NRWs. Den Grundstein dazu legten ein jüdischer Arzt und einige engagierte Frauen: Isidor Kurt Hirschfelder und der 1827 gegründete Krefelder Frauenverein.
„Man kann sagen, dass der Dr. Hirschfelder zu den Krefelder Ikonen gehört,“ bestätigt Ingrid Schupetta, Leiterin der Krefelder NS-Dokumentationsstelle. Sie weiß eine Menge über Isidor Hirschfelder und seine Bedeutung für Krefeld. 1878 wird er als eines von fünf Kindern einer jüdischen Händlerfamilie in Süddeutschland geboren. „Er studierte Medizin, spezialisierte sich auf Frauenheilkunde und Kinderheilkunde,“ erzählt Schupetta, „was damals relativ neu war, und machte Karriere.“ Und zwar in Krefeld. Hier eröffnet er 1906 als 28jähriger die erste Kinderarztpraxis in Krefeld überhaupt. Hier behandelt er Frauen und Kinder – ganz gleich, ob sie nachts oder Tags vor seiner Türe stehen und ob sie bezahlen können oder nicht. „Soweit wir wissen, hat er auch eine Art kleines Umlageverfahren eingerichtet, indem er von den Leuten, die ihm nichts geben konnten, auch nichts genommen hat. Und die anderen, die es hatten, ein bisschen mehr hat bezahlen lassen.“
Einzigartig für Krefeld: die Säuglingsstation
Für die Stadt ist Hirschfelder ebenso ein Glücksfall wie der Krefelder Frauenverein – damals eine kleine interkonfessionelle Gruppe von Frauen der gehobenen Gesellschaft, erzählt die heutige Vorstandsvorsitzende Esta Wolff. „Es waren fünf Krefelder Seidenweber- oder Färberfrauen, die ein wenig aus schlechtem Gewissen diesen Frauenverein gegründet haben,“ nennt Wolff die Gründe, „weil so viele Männer bei den Webern und Färbern starben und die Mütter und Kinder alleine waren, um die sie sich gekümmert haben.“ Sie helfen zum Beispiel im Haushalt, gründen eine Mütterberatungsstelle und 1914 sogar ein eigenes Säuglingsheim mitten in der Stadt. Gemeinsam mit Dr. Hirschfelder kämpft der Frauenverein gegen die Kindersterblichkeit, die zu der Zeit bei über 70 Prozent liegt. „Dass sich jemand um Säuglinge kümmerte, das war eine Emanzipation, die da stattgefunden hat. Eigentlich war das die Geburtsstunde der Krefelder Kinderklinik.“ Die sich bis heute zu einer der Größten in NRW entwickelt hat und inzwischen zur Krefelder Helios-Klinik gehört. „Wo man auf diese Vorgänger ja auch stolz ist.“ Dr. Hirschfelder arbeitet – nur unterbrochen von der Zeit als Soldat im Ersten Weltkrieg – mehr als 20 Jahre im Säuglingsheim. Er und die damals völlig neuartige Einrichtung genießen weit über Krefeld hinaus einen sehr guten Ruf bei Arm und Reich, „weil er offensichtlich eine sehr gute Art hatte, mit Kindern umzugehen und auch die besorgten Mütter zu beruhigen,“ berichtet Ingrid Schupetta. „Und er scheint sehr erfolgreich gewesen zu sein!“ Doch für die politisch immer stärker werdenden Nationalsozialisten ist er in erster Linie nicht Arzt, sondern Jude – wie sein traditionell jüdischer Name Isidor schon deutlich macht. „Und im Laufe der Zeit passte ihm Isidor nicht mehr und er nannte sich selber Kurt. Hat das aber wohl offiziell nie geändert.“
Die Nazis treiben Hirschfelder in den Tod
Die neuen braunen Machthaber konfiszieren sein Vermögen, zerstören seine Praxis, entziehen ihm die Approbation als Arzt und verbieten ihm, das Säuglingsheim zu betreten. Doch Deutschland zu verlassen, lehnt Kurt Hirschfelder ab. „Er war der einzige Arzt, der noch jüdische Kranke behandeln konnte. Und er hat seine Patienten nicht verlassen wollen.“ Außerdem vertraute er darauf, dass seine Verdienste um Krefeld und das Vaterland ihn schützen: „Dr. Hirschfelder hat sich ja nicht vorstellen können, deportiert zu werden,“ erzählt Esta Wolff. „Er hat immer gesagt, ich nicht. Und er hat das Eiserne Kreuz erster Klasse, für hohe Verdienste im ersten Weltkrieg, das ihm später eigentlich nichts genützt hat.“ Schmerzlich bewusst geworden ist ihm das wohl, so die Historikerin Ingrid Schupetta, als sein jüdischer Vertrauter und Fahrer 1941 ins Ghetto von Litzmannstadt deportiert wurde. „Das hat ihn so mitgenommen, dass er einige Wochen später Selbstmord begangen hat aus lauter Verzweiflung.“ Mit seiner Dienstwaffe aus dem Ersten Weltkrieg hat er sich das Leben genommen. Das Eiserne Kreuz lag neben ihm.
Heute erinnert ein Stolperstein am Ostwall in Krefeld an Dr. Kurt Hirschfelder. Eine Straße trägt seinen Namen ebenso wie ein Platz und ein Landschulheim. Und den Frauenverein gibt es immer noch. „Also Dr. Hirschfelder hat für den Krefelder Frauenverein eine ganz maßgebliche Rolle gespielt. Also ohne ihn, bin ich gar nicht sicher, dass es den Frauenverein noch geben würde!“ Und so hält der die Erinnerung an den Kinder- und Frauenarzt Isidor Kurt Hirschfelder in Krefeld wach und bewahrt die gemeinsame Mission, Kindern zu helfen. Heute ist der Frauenverein unter anderem Träger des Kinderheims Kastanienhof in Krefeld.
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47800 Krefeld – Bockum
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